Weltklimarat veröffentlicht Sachstandsbericht
Heute, am 30. September 2013, wurde in Stockholm der erste Teil des fünften Sachstandsberichts des IPCC veröffentlicht. Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change; auf Deutsch: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) veröffentlichte in den letzten Jahrzehnten vier Berichte, worin einen Überblick über den derzeitigen Stand der Klimaforschung geboten wird. Die Webseite der Arbeitsgruppe I (Physikalische Grundlagen) finden Sie unter www.climatechange2013.org.
Der Gesamtbericht (pdf), der Zusammenfassung für Entscheidungsträger (pdf) sowie mehr Informationen finden Sie auf den Internetseiten des IPCC (ipcc.ch - englisch). Informationen auf Deutsch finden Sie auf den Seiten der deutschen Koordinierungsstelle des IPCC (www.de-ipcc.de). Letztere hat zudem die Kernbotschaften des Sachstandsberichts in einem separaten Dokument zusammengefasst. Diese finden Sie hier und enthalten (verkürzt wiedergegeben):
Beobachtungen zeigen Änderungen im gesamten Klimasystem
- Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe stieg im Zeitraum von 1880 bis 2012 um 0,85 °C.
- Dem verlangsamten Temperaturanstieg werden die kurzfristigen internen Schwankungen des Klimasystems, ein Minimum im 11-jährigen Sonnenzyklus sowie eine Verstärkung des kühlenden Effekts durch Aerosole aus mehreren kleineren Vulkanausbrüchen zugeschrieben.
- Der Ozean erwärmt sich weiterhin und zwar sowohl in den oberen als auch in den tieferen Schichten.
- Der Meeresspiegel steigt weiter an. In den letzten 20 Jahren mit ca. 3,2 mm pro Jahr.
- Das Säuregehalt der Ozeane hat zugenommen.
- Die Eis- und Schneeflächen der Erde verringern sich weiterhin (bis auf wenige Ausnahmen).
- Der Niederschlag entwickelt sich regional auf sehr unterschiedliche Weise.
- Es wurden Veränderungen bei den Wetterextremen beobachtet.
Aktivitäten der Menschen sind Hauptursache des Klimawandels
- Es ist extrem wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss die Hauptursache der Erwärmung seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist.
- Der Einfluss wurde zudem bei vielen anderen Prozessen im Erdsystem nachgewiesen.
- Insgesamt sind seit dem letzten Sachstandsbericht von 2007 vermehrt Nachweise für den Einfluss des Menschen gefunden worden.
- Hauptursache der globalen Erwärmung sind die Treibhausgase wie zum Beispiel CO2.
- Die ausgestoßene CO2-Menge des Menschen von 1750 bis 2011 (545 Gigatonnen Kohlenstoff) verteilt sich über die Atmosphäre (240 Gigatonnen Kohlenstoff), die Ozeane (155 Gigatonnen Kohlenstoff) sowie die Böden und Pflanzen (150 Gigatonnen Kohlenstoff).
- Die Spannbreite des globalen Temperaturanstiegs wurde zwischen 1,5 und 4,5 °C berahmt (im letzten Sachstandsbericht war dies zwischen 2 und 4,5 °C). Dies bedeutet eine geringfügige Chance der 2°-Grenze einhalten zu können.
Projektionen zeigen zukünftige mögliche Änderungen im Klimasystem
- Die Werte für eine weitere Erwärmung bestätigen die Aussagen des letzten Sachstandsberichts. Die Unterschiede beruhen hauptsächlich auf geänderten Szenarien sowie unterschiedlichen Bezugszeiträumen.
- Es ist sehr wahrscheinlich, dass sowohl Temperatur- als auch Niederschlagsextreme zunehmen werden.
- Trockene Gebiete werden wahrscheinlich trockener, während feuchte Gebiete feuchter werden.
- Die Eis- und Schneebedeckung wird in Zukunft weiter abnehmen, was auch eine Verlagerung des Permafrostes zufolge hat.
- Der Ozean wird sich weiter aufwärmen. Durch die Trägheit der Ozeane ist dies sogar auch der Fall bei eine Senkung der Treibhausgassemissionen.
- Der Ozean wird weiter versauern, was eine Beeinträchtigung der Kalkschalenbildung der Meereslebewesen bedeutet.
- Der Meeresspiegel wird weiter ansteigen (bis Ende des 21. Jahrhundert zwischen 26 und 55 cm). Somit fällt der Anstieg höher aus als beim letzten Sachstandsbericht.
- Es wird erwartet, dass die Ozeanzirkulation bei zunehmender Erwärmung eher schwächer werden wird. Abrupte Änderungen sowie ein Zusammenbrechen der Zirkulation ist in diesem Jahrhundert allerdings sehr unwahrscheinlich.
Die Zuverlässigkeit der Klimamodelle hat sich verbessert
Die Zahl der Klimamodelle hat sich verdoppelt auf ingesamt 39 Modelle.
- Viele Klimamodelle sind zu Erdsystemmodellen geworden. Das heißt, dass neben der Atmosphäre selber eine Kopplung mit Ozean und Biosphäre berücksichtigt wurde.
- Das Prozessverständnis hat sich verbessert. Darunter fallen z.B. die Wirkungen von Aerosolen und deren Wechselwirkung mit Wolken, die Auswirkungen der Landnutzung sowie die Abbildung des Meereises.
- Die Qualität der Modelle ermöglicht nun auch die Abbildung kurzfristiger, natürlicher, interner Klimaschwankungen. Jedoch, weil diese zufällig sind, werden diese Schwankungen meist nicht am gleichen Zeitpunkt auftreten an dem sie tatsächlich beobachtet werden. Der langfristige Temperaturverlauf ist davon allerdings nicht betroffen.
Zur Veröffentlichung der Zusammenfassung des Berichts wurden Pressemitteilung ausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Auch die Presse nimmt das Thema auf. Ein Überblick der aktuell veröffentlichten Artikel der online-Ausgaben des Spiegel, der Süddeutschen Zeitung und Die Zeit sowie der Informationsdienst Wissenschaft zum Thema Klima finden Sie auf den Seiten des Süddeutschen Klimabüros.