Standpunkt 3: Botanischer Garten am KIT

49°00‘47‘‘N, 8°25‘09‘‘O, Am Fasanengarten 2, 76131 Karlsruhe

Botanische Gärten erfüllen vielfältige Aufgaben: Ursprünglich entstanden als Lehrgärten, liefert der Botanische Garten heute die Versuchspflanzen für die Forschung am Botanischen Institut – ohne diese Modellpflanzen (Ackerschmalwand, Reis, Wein, Tabak und Tomate) wäre die Forschung gar nicht möglich. Außerdem ist der Botanische Garten des KIT eine Art Brücke. Diese verbindet die neuesten Ergebnisse der Forschungsarbeit mit der Lehre, aber auch zunehmend mit praktischen Anwendung. Um auf die gesellschaftliche Bedeutung der Pflanzenforschung aufmerksam zu machen, wird auch aktiv der Dialog mit der Öffentlichkeit gesucht. Der Botanische Garten des KIT engagiert sich schon seit vielen Jahren für den Artenschutz und hat sich zu einem der deutschlandweit wichtigsten Zentren bei der Erhaltung und Untersuchung sogenannter WEL-Arten (Wildpflanzen mit Nutzungspotenzial) entwickelt. Für sehr bedrohte Arten wie die Europäische Wildrebe oder den Wilden Sellerie, die in freier Wildbahn nur noch an wenigen, manchmal nur noch an einem Standort vorkommen, wird der Garten als eine Art "Arche Noah" genutzt - die letzten Vertreter dieser Arten werden hier hochgepäppelt, vermehrt und dann wieder an geeigneten Standorten ausgebracht. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium. In zwei vom Bund geförderten Projekten wird zum einen die fast ausgestorbene Europäische Wildrebe vermehrt und zum anderen an einer Genbank für wilde Verwandte von Nutzpflanzen mitgearbeitet.

Pflanzen und Klimawandel

Die Lebensräume vieler Pflanzenarten verschieben sich durch den Klimawandel insgesamt nach Norden, bis Ende des 21. Jahrhunderts um mehrere hundert Kilometer. Viele kälteliebende Arten weichen nach Norden oder in höhere Lagen aus. Dabei können bisher in Süddeutschland heimische Arten verschwinden, die an kühlere Lebensbedingungen angepasst sind. Bei höheren Temperaturen können sich wärmeliebende Arten, die bisher in Mitteleuropa nicht vorkamen, dauerhaft hier ansiedeln und besser vermehren. Dazu gehören auch Schadinsekten wie der Borkenkäfer, bestimmte Zeckenarten und krankheitsübertragende Mückenarten und allergene Pflanzen wie Riesenbärenklau und Beifuß-Ambrosie. Die wärmeren Bedingungen lassen auch die Pflanzen im Schnitt früher blühen, damit beginnt auch die Pollensaison früher und das Risiko für Schäden durch Spätfröste erhöht sich. Ein starker Temperaturanstieg durch den Klimawandel wird insgesamt die Artenvielfalt in Europa reduzieren, vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge. Jede zehnte Art in Europa gilt als bedroht.

Text: Botanischer Garten des KIT und Süddeutsches Klimabüro am KIT

Öffnungszeiten:
April bis September: Mo - Fr 8 - 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 - 16 Uhr
Oktober bis März: Mo - Fr 8 - 15 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 - 14 Uhr

Foto: Irina Westermann Irina Westermann
Foto: Irina Westermann Irina Westermann
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