Standpunkt 7: Naturkundemuseum
Wissenschaftler des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe tragen seit mehr als 30 Jahren zur Erfassung der pflanzlichen und tierischen Artenvielfalt bei. Sie haben, u. a. im Rahmen nationaler und internationaler Programme, Hunderte neuer Arten aus deutschen, brasilianischen oder indonesischen Wäldern beschrieben. Erst jüngst wurden unter Verwendung modernster Methoden 101 Rüsselkäferarten in Neuguinea entdeckt und benannt.
Sie forschen außerdem anwendungsbezogen im Bereich des Arten- und Naturschutzes, zur Bedeutung der Bodentiere beim Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, zur Klima- und Siedlungsgeschichte über Pollenanalysen oder die Ausbreitung pflanzlicher und tierischer Parasiten.
Mit über fünf Millionen Sammlungsobjekten und den dazu gehörigen Datenbanken gehört das Karlsruher Museum zu den zehn größten naturkundlichen Forschungssammlungen und Schaumuseen in Deutschland. Diese Daten stellen einen erheblichen Teil des von den Naturkundemuseen bewahrten naturhistorischen und kulturellen Gedächtnisses dar, auf dessen Grundlage Antworten auf die globalen Fragen zu biologischer Vielfalt, Klima, Ressourcen und deren sozial gerechter Verwendung gefunden werden müssen.
Dazu leistet das Naturkundemuseum auch als schulischer und außerschulischer Lernort – durch seine Ausstellungen (z. B. Klima und Lebensräume), Führungen, Kurse, Vorträge und moderne Medienarbeit – wertvolle Beiträge.
Biodiversität und Klima
Biodiversität umfasst neben der Vielfalt der Arten und der genetischen Information auch die Vielfalt der Lebensräume. Die Ökosysteme sind aber sowohl für die Ausprägung des Klimas in den verschiedenen Regionen der Erde mit verantwortlich, als auch von mittel- bis langfristigen Änderungen des Klimas betroffen. Durch die andauernde Umwandlung von (natürlichen) Lebensräumen in Siedlungsräume, landwirtschaftliche Flächen und überdüngte, artenarme Brachen nähern wir uns bereits einer kritischen Grenze. Verschiebungen von Klimazonen mit Folgen für die Verbreitung von Arten werden zu einem weiteren Verlust sogenannter ökosystemarer Dienstleistungen führen und damit unsere Lebensgrundlage bedrohen. Die Kenntnis der Arten, ihrer Ansprüche an die Umwelt sowie ihrer Funktionen und Leistungen in ihren Systemen sind deshalb von großer Bedeutung. Wissenschaftlich erfasst sind aber trotz der in den letzten Jahren erheblich gesteigerten internationalen Anstrengungen lediglich 1,4 Millionen Arten, während die neuesten Schätzungen zu heute lebenden Arten bei fast 9 Millionen liegen.
Text: Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Dr. Hubert Höfer
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