Dynamische Maßnahmendatenbank Kommunaler Klimaschutz
Die kommunale Ebene spielt eine entscheidende und unverzichtbare Rolle im globalen Umgang mit dem Klimawandel. In einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels auch in Deutschland immer spürbarer werden und der dringende Handlungsbedarf unbestritten ist, setzt die kommunale Ebene konkrete und wirksame Maßnahmen zum Schutz unseres Planeten um. Hier werden täglich Entscheidungen getroffen, die direkten Einfluss auf den Energieverbrauch, die Gestaltung der Mobilität, die Umweltbelastung und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger haben. Die kommunale Ebene kann daher nachhaltige Veränderungen in Bereichen wie Stadtplanung, Verkehr, Energieversorgung, Abfallwirtschaft und Grünflächengestaltung initiieren, um gleichwertige Lebensverhältnisse in der Gesellschaft zu erhalten. In diesem komplexen Geflecht ist das Informationsangebot für die Auswahl und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen oft unübersichtlich und von unterschiedlicher Qualität. Zudem sind die finanziellen und personellen Ressourcen häufig begrenzt. Eine wissenschaftlich fundierte, individuell auf die Situation vor Ort zugeschnittene Entscheidungsunterstützung, die auch einen zeit- und kostensparenden Vergleich mit ähnlichen Kommunen ermöglicht, fehlt derzeit in Deutschland. Hier setzt unser Konzept einer dynamischen Maßnahmendatenbank an, indem sie die Randbedingungen, die zu einer kommunalen Klimaschutzentscheidung führen, auf neue und pragmatische Weise wissenschaftlich bewertet und priorisiert und damit den Kommunen ein konkretes Werkzeug an die Hand gibt, das ihnen hilft, ihre eigene Klimaschutzziele möglichst effizient und effektiv zu erreichen.
Entstehungsgeschichte
Im Jahr 2019 wurde aus dem kommunalen Umfeld die konkrete Forderung nach einer wissenschaftsbasierten Standardisierung und Priorisierung von Klimaschutzmaßnahmen an uns herangetragen. Daraus entstand in den Jahren 2020 und 2021 eine Workshopreihe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung und Stadtwerken von sechs Kommunen in Baden-Württemberg sowie der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU-BW). Beteiligt waren auch vier wissenschaftliche Institute und der Bereich "Natürliche und gebaute Umwelt" des KIT. Als Ergebnis wurden die Themenfelder Energie, Mobilität und Wasserwirtschaft sowie die Einflussfaktoren gesellschaftliche Akzeptanz, Klimawirkung, wirtschaftlicher und zeitlicher Aufwand identifiziert, die bei der Umsetzung von kommunalen Klimaschutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle spielen. Dieses Ergebnis bildete die Grundlage für die Entwicklung der dynamischen Maßnahmendatenbank. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie fand im Juli 2023 ein weiterer Workshop statt, um den Austausch zwischen kommunaler Erfahrung und wissenschaftlicher Expertise zu vertiefen. Dabei wurde drei Pilotkommunen eine erste Version der Datenbank mit Pilotmaßnahmen aus den drei Themenfeldern vorgestellt und intensiv diskutiert. Auch hier waren der VKU-BW und Institute des KIT mit entsprechender Expertise beteiligt (Klimakommunikation, Klimaforschung, Mobilitätsforschung, Energieforschung, Technikfolgenabschätzung und Industriebetriebslehre). Fazit war, dass die Datenbank kommunale Klimaschutzmaßnahmen ausreichend wissenschaftlich betrachtet, gleichzeitig den Anforderungen der kommunalen Akteure entspricht und die Ergebnisse der Datenbank Teil der Entscheidungskette im kommunalen Bereich werden können. Darüber hinaus wurde die Datenbank in zwei breit angelegten Informationsveranstaltungen im Oktober 2023 interessierten Nutzern vorgestellt und für die kommunale Entscheidungsfindung optimiert. Ende 2023 wird mit einem funktionierenden Konzept einer dynamischen Maßnahmendatenbank abgeschlossen.